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Lebensthema „Kulturtheorie“

Exemplarisch für die „geistigen Ausgangsbedingungen“ vieler „Nachkriegs-Intellektueller“ führt Harry Pross Albert Camus an: „ob die von der Sinnlosigkeit geduckten Menschen so frei sind, selber zu wählen — eine Grundfrage, die sich immer neu und wieder stellt und verantwortet werden muß.“

Individuelle Freiheit wird so an eine Verantwortung für den Anderen gekoppelt, ohne dessen Individualität und persönliche Grenzen die eigenen nicht gewährleistet werden können. Dies gilt nicht nur für den unmittelbaren Umgang, sondern explizit für das öffentliche, publizistische Arbeiten.

Der Begriff der „Cultural Studies“, wie er sich heute etabliert hat, umfasst noch am ehesten die Bereiche, in denen Harry Pross (auch) veröffentlicht hat. „Ideengeschichtlich“ ist Harry Pross eng verbunden mit der Staats- und Kultursoziologie von ‎Alfred Weber, der Rechtsphilosophie ‎Gustav Radbruchs und der Anthropologie von Victor v. Weizsäcker, die alle drei seine Lehrer an der Universität Heidelberg waren. Später werden die (Entwicklungs)Psychologie von Jean Piaget und Dieter Wyss hinzukommen, sowie Hermann Broch (hier insbesondere der Begriff der „Spannungsindustrie“) und Aby Warburg.

Eine ganz besondere Bedeutung erlangt Ernst Cassirer, den Harry Pross Anfang der fünfziger Jahre während seines Fellowships in den USA für sich entdeckt hat. Dessen in „An Essay on Man“ und in „The Myth of the State“ entworfene praktische Philosophie und Anthropologie haben Harry Pross‘ Einschätzung der Sozialwissenschaften (heute würde man vielleicht „Kulturwissenschaften“ sagen) nachhaltig geprägt.

Als ein Scharnier zwischen seinen kulturanthropologischen, soziologischen und medientheoretischen Interessen kann die Verwendung des Begriffs „Symbol“ angesehen werden. Eine intensive Auseinandersetzung mit den „klassischen“ Semiotikern mündet in einen veränderten Symbolbegriff, der maßgeblich auf Susan K. Langer zurückgeht: den des repräsentativen Symbolismus als eines der Kernmerkmale öffentlicher Kommunikation.

Auch wenn Harry Pross den Begriff des „Dispositivs“ nicht explizit verwendet, so steht der von ihm geprägte Begriff der Signalökonomie nicht nur im Zentrum seiner weiträumigen Analyse der Medien, sondern kann vielmehr als methodologische Klammer helfen, seine unterschiedlichen wissenschaftstheoretischen Einflüsse zu bündeln. Dem Dispositiv der Signalökonomie unterliegen

nicht nur „die Medien“ als Struktur öffentlicher Kommunikation. Mit seiner Hilfe lassen sich Mediennutzung und Medienwirkung als Geflecht aus sozialen Konventionen und technischen Voraussetzungen ebenso analysieren, wie es als Schnittpunkt von Psychologie, Anthropologie, Ästhetik und Soziologie dienen kann.

Interessanterweise finden sich in in den frühen medientheoretischen Schriften bis 1972 einige Verweise auf Foucaults Begriffsbestimmungen; eine methodische Auseinandersetzung findet aber nicht statt, wie ja grundsätzlich eine breite Rezeption Foucaults erst Mitte der achtziger Jahre an den deutschen Universitäten in Gang kommt. Ähnlich verhält es sich mit der Systemtheorie. Zwar finden sich auch hier zahlreiche Hinweise auf Texte von Niklas Luhmann, die Harry Pross größtenteils in Tageszeitungen rezensiert hat, aber auch hier scheint zu gelten: Es ging Harry Pross nie um eine rein theoretische Auseinandersetzung mit Denkmodellen, sondern um ihre Validität in Hinblick auf (mediale) Alltagsphänomene. Insbesondere der Bereich der „Übergänge“, der Grenzziehungen und Überlagerungen zwischen den unterschiedlichen Systemen Wirtschaft, Politik, Staatsräson und Partikularinteressen (siehe auch sein Begriff von Freiheit), bietet aber viele Überschneidungen mit Luhmannschen Konzepten.

Ein letzter Komplex, der insbesondere durch die Vernetzung vieler unterschiedlicher Autoren und Konzepte sehr ergiebig bei der Erarbeitung des Werks von Harry Pross sein könnte, resultiert aus einem Effekt der Signalökonomie: die zunehmende Beschleunigung des Informationsflusses, ein Untersuchungsgegenstand, der sich schon sehr früh finden lässt, etwa wenn es um die Rhythmisierung der (repräsentativen) Politik durch den „kalendarischen Zwang“ geht. Friedrich Kittler, Paul Virilio und Vilem Flusser stehen hier stellvertretend für eine rege Auseinandersetzung in den achtziger und neunziger Jahren, in denen sich Harry Pross interdisziplinär mit anthropologischen und kultursoziologischen Phänomenen und Begriffen wie Kitsch, Heimat, Gedenken, Zeit, Spiel, Freundschaft, etc. (siehe auch die Kornhaus-Seminare) beschäftigt hat.

Die ersten beiden Kapitel und die weit fortgeschrittene Materialsammlung zu seinem letzten, unvollendeten Buchprojekt lassen darauf schließen, das am Ende seines Werkes eine grundsätzlich kulturanthropologische Arbeit, sein Essay on Man stehen sollte.


(chw)
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