Wie die Veröffentlichungen „Literatur und Politik“ (1963), „Moral der Medien“ (1967), „Publizistik – Thesen zu einem Grundcolloquium (1970) will auch dieser Versuch lediglich als Vorläufer für systematisch fundierende Darstellung der Fragen verstanden werden, die Publizistik als Erkenntnis- und Darstellungsprozeß aufwirft.
Hier steht das Formproblem im Mittelpunkt. Es wird gezeigt in der Verbindung mit Protest. Dieser wird begriffen als eine Erscheinung erschöpfter Rationalität: er erhebt sich dort, wo es auf drängende Fragen keine andere Antwort mehr gibt, als die Prinzipienfrage zu stellen.
Untersucht wurden nur einige Formen. Eine so wichtige Form von Protest wie der Streik blieb außer Betracht. Das weite Feld der verbrämten Proteste, die sich in der aktuellen Berichterstattung konkretisieren, blieb unbeackert. Auch konnte noch nicht dargelegt werden, wie die Form der Legende sich in scheinbar rationaler Mitteilung erneuert, damit ebenfalls einen massiven Protest vorbringend, den gegen die rationale Ordnung überhaupt, gegen Ratonalität schlechthin.
Der Text resümiert die Vorlesung „Protest als publizistische Form“, die ich im Sommersemester 1970 an der Freien Universität Berlin gehalten habe.
Harry Pross, Berlin, November 1970