menupunkt1

Leben

Leben

Bibliografie

Lebensthemen

Tout le reste

  • Lebenslauf
  • Stimmen
    • Laudationes
      • Robert Ruoff „Laudatio auf Prof. Dr. Harry Pross“
      • Einführungsworte zur ersten „Harry Pross-Vorlesung“
      • „Nichts mehr wie zuvor“ – alles wie gehabt.
      • Laudatio zur Verleihung des Kurt-Tucholsky-Preises an Harry Pross (Walter Jens)
    • Nachrufe
      • Spuren der Erinnerung an Harry Pross (Dieter Korczak)
      • Harry Pross (Manfred Bosch)
      • Semblanza (Vicente Romano)
      • Une grande figure de la vie intellectuelle de la Allemagne (François Genton)
      • Leidenschaftlicher Aufbauhelfer (Willi Winkler)
    • Zeitzeugengespräche
  • Lehrer/Kollegen
    • Golo Mann
      • Steinig ist der goldene Mittelweg
    • Hans v. Eckart
      • Student und Journalist
    • Hertha Sturm
    • Dolf Sternberger
      • Vielfalt gegen Einfalt. Dolf Sternberger im Widerstreit des Unvereinbaren
    • Franz Borkenau
      • Hoffnung im paranoischen Zeitalter. Zu Franz Borkenaus Essayband aus dem Nachlaß
    • Gustav Radbruch
      • Lehrer, Politiker, Justizminister und Literat
    • Alfred Weber
      • Gedenkworte für Alfred Weber
      • Charakterqualität und Friedenssicherung
    • Hans Kohn
      • Die Verschiedenheit der Menschen
      • Hans Kohn und der gescheiterte Friedensbund
    • Vauo Stomps
      • Vauo und die großen Zeiten
      • Irene Boose: Schreiben heißt handeln,
    • Max Solms
      • Nachruf auf Max Solms
    • Hermann Lenz
      • Fünfziger Jahre
      • Der Sinn für Feierlichkeit
    • Hans Abich
      • Abich Ort der Handlung: Radio Bremen
      • Hans Abich: Das Logische retten.
    • Raissa & Lew Kopelew
      • Und dir wird leicht ums Herz
      • Lew Kopelew wird 80
    • Vilèm Flusser
      • Du sollst dir nicht machen ein Bild
    • Aron R. Bodenheimer
      • Über Distanz und Toleranz
  • Bilder
  • Nachlass
Leidenschaftlicher Aufbauhelfer (Willi Winkler)
aus: Süddeutsche Zeitung vom Dienstag, 16. März 2010
zurück
Stimmen
weiter
Nachrufe
























Willi Winkler

Leidenschaftlicher Aufbauhelfer

Zum Tode des Publizisten Harry Pross

Publizist ist kein richtiger Beruf, sondern nur eine Verlegenheitsbezeichnung für den Könner. Der P. ist zwar kein Schriftsteller, aber er kann über alles Mögliche schreiben. Ob er deshalb tatsächlich für die Öffentlichkeit schreibt, wie es die Herkunft des Wortes suggeriert, ist noch die Frage, jedenfalls beschäftigt er sich am liebsten mit den Themen, die die Allgemeinheit beschäftigen sollten. Von der Zeitung allein kann der P. nicht leben, doch gab es einmal einen richtigen Rundfunk und ein Publikum, das Max Benses hermetische Poetik ebenso dankbar aufnahm wie eine Debatte über die Gefahren des atomaren Wettrüstens. Da raschelte das Papier, da schwankte die Stimme, da schlängelten sich Bandwurmsätze aus dem Apparat, aus dem nur wenige Jahre zuvor noch das Bellen des gescheiterten Journalisten Joseph Goebbels gedrungen war.

Harry Pross arbeitete als Publizist vorwiegend für den Rundfunk. Er gehörte wie die Radioleute Joachim Fest, Hans Heigert und Günter Gaus zu den eher konservativen und deshalb umso einflussreicheren Widerständlern in Adenauers schier endloser Wohlstandsdemokratie. Durch ein Stipendium war der Kriegsheimkehrer früh in die USA gelangt, wo er nicht nur die McCarthy-Hysterie erlebte, sondern auch die Macht der öffentlichen Meinung, die sich diesem Staatsterroristen widersetzen konnte. Pross schrieb für den Rundfunk, er unterrichtete an der Ulmer Hochschule für Gestaltung, wurde Redakteur und Herausgeber der Deutschen Rundschau und 1963 Chefredakteur bei Radio Bremen. Als er den Sender nach fünf Jahren wieder verließ, verlor das Fernsehen wahrscheinlich seinen letzten Intellektuellen. Pross ging als Publizistik-Professor an die FU in Berlin, wo er unvermeidlich Leuten zur Promotion verhalf, die mit diesem Titel sogleich Rundfunkredakteur wurden und sich öffentlich-rechtlich zur Ruhe setzten.

Der Doktorvater hätte sich eine breitere Ausbildung für die Studenten gewünscht, hatten doch zu seinen eigenen Lehrern noch der Philosoph Karl Jaspers, der Soziologe Alfred Weber und der Jurist Gustav Radbruch gehört. In seinen Memoiren eines Inländers (1993) erinnerte er sich der Seligkeit des neugierigen, längst nicht zielgerichteten Lernens.

Der Publizist Harry Pross beschäftigte sich mit dem Phänomen des Kitsches nicht weniger interessiert als mit der Protestbewegung, befasste sich mit dem Anarchisten Erich Mühsam mit der gleichen leidenschaftlichen Neugier wie mit den immer wieder neuen Medien.

Nach seiner Emeritierung 1983 zog er sich ins Allgäu zurück, wo er in seinem Wohnort Weiler regelmäßig Publizisten und andere Intellektuelle zu den „Kornhaus-Seminaren“ versammelte. Am vergangenen Donnerstag ist der geistige Wiederaufbauhelfer Harry Pross im Alter von 86 Jahren gestorben.

menupunkt1
Leben
menupunkt2
Biblio-
grafie
menupunkt3
Lebens-
themen
menupunkt4
Tout le reste